BEFREIENDE ENTDECKUNGEN ZU EINER BIBLISCHEN SELBSTENTFALTUNG
"Ich denke, also bin ich. Ich arbeite, also bin ich. Ich fühle und erlebe …“ Aber begründet das mein Leben? Wer bin ich selbst, und was macht mich aus? Worin besteht mein Wert und meine Würde, und worin gründet mein Selbstbewusstsein?
Als akademischer Theologe erlebe ich die Offenbarung Gottes in Jesus Christus und den Fachdiskurs in der Tradition der Aufklärung als zwei Pole. Sie bilden für mich als gläubigen Wissenschaftler und vernünftig denkenden Christen keinen Gegensatz oder Widerspruch. Sie sind keineswegs zu trennen, aber deutlich zu unterscheiden. Die Spannung zwischen Gottes Weisheit und menschlicher Wissenschaft, die sich auf die vorfindliche Wirklichkeit und Verfügbarkeit konzentriert, besteht nicht erst seit der Neuzeit
Wenn beten heißt, dass wir uns kindlich und vertrauensvoll an Gott als Vater wenden in allem, was uns umtreibt und beschäftigt, ist damit keinesfalls gemeint, dass wir in kindischer Manier uns unreif und einseitig ichbezogen nur ständig um uns selbst drehen sollen.
Selbst dann, wenn es bei unserer Klage oder Bitte zunächst zentral um eigene Interessen geht, handelt es sich auch dabei um den Ausdruck einer beidseitigen Beziehung. So ungeschützt, unmittelbar und offen wenden wir uns mit unseren Problemen nur an jemanden, dem wir zutiefst vertrauen und dessen echter Liebe wir uns sicher sind.
Es ist vor allem eine Frage des Blickwinkels, ob man die Lebensveränderungen, die sich mit der Entdeckung der Königsherrschaft Gottes ergeben, als Gewinn oder als Verlust beurteilt.
Wie wird die Umgebung jenes glücklichen Menschen wohl darauf reagiert haben, als er plötzlich alles, was ihm bisher lieb und teuer war, aufgab, um – außer sich vor Freude – einen Acker zu erstehen, dessen wahrer Wert für Nichteingeweihte gänzlich verborgen war?
Wir müssen nicht zuerst glauben, damit Gott an uns wirken kann, sondern wir können deshalbglauben, weil Gott bereits an uns wirkt. Denn der Glaube ist nicht die Voraussetzung, die wir von uns aus erfüllen müssen, um Gottes Wirken zu erleben, sondern die Art und Weise, in der Gott uns seine Wirklichkeit schon hier und jetzt erfahren lässt. Wenn das stimmt, dann ist auch unsere Beziehung zu Gott nicht nur so wirklich, wie es uns ständig bewusst ist; vielmehr wird uns nach und nach immer mehr be-wusst, wie wirklich Gottes Beziehung zu uns ist.
Bildung ist mehr, als Wissen zu vermitteln, Bildung heißt mehr, als Fertigkeiten beizubringen.
Denn in der Bildung geht es nicht nur um ein Objekt oder um eine Kunst und Fähigkeit, sondern vor allem um Personen.
Menschen bei der Entdeckung und Entfaltung ihrer eigenen Identität, Lebenskompetenz und Beziehungsfähigkeit persönlich zu begleiten ist das zentrale Anliegen von Bildung. Bilden heißt vor allem Vertrauen bilden.
Es gibt Bibeltexte, die sind aus sich heraus trostreich und ermunternd; sie erklären sich von selbst. Und es gibt andere, die richtig harte Nüsse sind. Dazu gehört der unsere. Zunächst haben wir es mit einem Gleichnis zu tun; und Gleichnisse sind faszinierend. Sie können aber auch zum Stolperstein werden, wenn man sie falsch versteht oder falsch deutet. Wir neigen aus unserer Tradition heraus dazu, bei jedem Symbol und jeder Metapher zu fragen: Was bedeutet das? Was ist die Lampe? Was ist das Öl? Was ist die Tür? Wir versuchen, jede Einzelheit zu deuten und stolpern: Warum teilen die klugen jungen Frauen nicht ihr Öl, so wie es die Bergpredigt gebietet? Halbe-halbe wäre doch besser als nicht zu teilen.
Evangelisch kommt von Evangelium, und dies bedeutet wörtlich die "Erfreuliche Nachricht" von Gottes Zuwendung in Jesus Christus. So sehe ich mit den Reformatoren das Herzstück meiner evangelischen Identität in dem, was Inhalt und Mitte des Evangeliums ist: "Christus allein“ - solus Christus.
Ist die Offenbarung Gottes in Jesus Christus und der Fachdiskurs in der Tradition der Aufklärung zusammenzubringen? Beide Pole bilden für mich als gläubigen Wissenschaftler und vernünftig denkenden Christen keinen Gegensatz oder Widerspruch. Sie sind nicht zu trennen, aber deutlich zu unterscheiden. Die Spannung zwischen Gottes Weisheit und menschlicher Wissenschaft, die sich auf die vorfindliche Wirklich-keit und Verfügbarkeit konzentriert, besteht nicht erst seit der Neuzeit. Schon Paulus entfaltet in 1. Korinther 1,18 ff., dass Gottes eigenes Wesen und Handeln der menschlichen Vernunft an sich nicht zugänglich wäre.
Was meinen wir mit »Toleranz«? Verstehen wir den Toleranzbegriff zurückhaltend, dann denken wir an »Duldung«; bestimmen wir den Toleranzbegriff hingegen im gefüllten Sinne, dann beinhaltet er die umfassende »Anerkennung« und »Annahme« des anderen.
Wir sind als Menschen dazu geschaffen, Ebenbild Gottes zu sein, wie es schon der Schöpfungsbericht bezeugt: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“ (1. Mose 1,27). Aber was ist genau mit dieser Ebenbildlichkeit gemeint? An eine äußere Ähnlichkeit oder Nachbildung kann wohl kaum gedacht sein, da Gott nicht wie ein Mensch vorgestellt wird oder abgebildet werden soll (2. Mose 20,4).